Als im Jahr 1977 an der Hauptschule Reisbach durch Lehrer Hans Graßl und Rektor Max Götz eine Schülerkapelle gegründet wurde, um die verschiedenen schulischen Festlichkeiten zu umrahmen, ahnte wohl niemand, dass daraus nach wenigen Jahren eine Blaskapelle mit internationalen Konzertreisen entstehen könnte.
Schon nach kurzer Zeit wuchs die Bläsergruppe der Hauptschule Reisbach nicht zuletzt mithilfe der Unterstützung des Marktes Reisbach zu einer beachtlichen Mannschaft heran. Nachdem dann die ersten Schüler bereits die Hauptschule abgeschlossen hatten und trotzdem mit Freude bei der Musik geblieben sind, war eine Umbenennung in “Jugendkapelle Reisbach” naheliegend.
Einer Vielzahl von Auftritten im Gemeindebereich, in denen die jungen Musiker ihre ersten Erfahrungen sammeln konnten, folgten bald die ersten überregionalen Einladungen wie zum Beispiel zu den Rosenmontagszügen nach Mainz und Köln, zum Trachtenumzug beim Münchner Oktoberfest, zur internationalen Modewoche nach München, in die Olympiahalle oder auch in das Olympiastadion in München.
Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Jugendkapelle Reisbach innerhalb weniger Jahre auf über 100 Musiker anwuchs, die alle im Rahmen des Instrumentalunterrichtes an der Hauptschule durch Hans Graßl ausgebildet wurden.
Es folgten musikalische Sonderzüge mit je über 800 Mitreisenden nach Lindau, Würzburg, Heidelberg, Rothenburg, Kufstein und Coburg und erste mehrtägige Konzertreisen ins Saarland nach Spanien und Italien.
Die Musik alleine mag durchaus eine schöne Sache sein. Sehr wichtig in der Geschichte der Blaskapelle war aber auch stets die Möglichkeit der Völkerverständigung, die durch die verbindende Kraft der Musik gegeben ist. Weitere Konzertreisen führten die Musiker deshalb zu ihren befreundeten Blasorchestern nach Stowmarket (England), Hinnerup (Dänemark), Raudnize (Tschechien), Singapur, Udine (Italien), Basel (Schweiz), St. Petersburg (Russland), Rabat (Malta) und Cavtat (Kroatien). Mit jeweiligen Gegenbesuchen der ausländischen Kapellen in Reisbach konnten die freundschaftlichen Beziehungen durch die Brücke der Musik vertieft und zum Teil bis heute aufrecht erhalten werden. Besonders stark verbunden zeigte man sich mit dem Blasorchester aus dem kroatischen Cavtat, das man während des jugoslawischen Bürgerkrieges in den 90er Jahren mit 13 Hilfstransporten unterstützte.
Auch zum Streichorchester der “Petersburger Wunderkinder” aus dem russischen St. Petersburg entstand durch drei gemeinsame Konzerte in Reisbach eine besonders tiefe Verbindung.
Fernseh- und Rundfunkaufnahmen z.B. für “Bayern 1 unterwegs”, “Jetz red i”, “Viva la musica”, “Rund um´s Vilstal”, bei der internationalen Modewoche in München oder für das französische Fernsehen beim Karneval in Nizza sorgten dafür, den Namen der Blaskapelle aus Reisbach aus der Heimatregion weiter hinauszutragen.
25 Jahre lang leitete Hans Graßl erfolgreich die Geschicke der Reisbacher Musikanten, was mit dem Jugendkulturpreis des Landkreises sowie dem bayerischen Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2001 übergab er schließlich den Taktstock an seinen Sohn Johannes Graßl. Da inzwischen ein Teil der Musiker das Jugendlichenalter verlassen hat, war es auch an der Zeit, den Namen der Blaskapelle in “Reisbacher Musikanten” zu ändern.
Auch mit neuem Namen und unter neuer Leitung gingen die musikalischen Erfolge der Blaskapelle weiter, was jährliche Einladungen ins Münchner Oktoberfest, zum Gäubodenvolksfest nach Straubing oder zum Oktoberfest nach Indien zeigten.
Nach erfolgreichen 19 Jahren gab auch Johannes Graßl seinen Taktstock ab und die Musiker der Reisbacher Musikanten haben sich dazu entschieden einen Verein zu gründen. Am 11.09.2020 wurde der Verein „Reisbacher Musikanten e.V.“ ins Leben gerufen.
Etwa 30 Auftritte bei den unterschiedlichsten Veranstaltungen – von der privaten Feier bis zum Oktoberfest – stehen heute jährlich auf dem Terminkalender der Reisbacher Musikanten e.V.
“Vergiss nie, woher du kommst!”